Trotz intensiver Recherchen konnte ich leider keine Aufstellung über das Verhältnis Winzerinnen : Winzer in Österreich finden. Meine Erfahrung und mein Gefühl sagt mir, dass es wohl irgendwo bei 1 : 10 sein muss (oder noch niedriger, aus der Sicht der Damen). Weinbau ist Männersache! Frauen kommen hauptsächlich als Weinköniginnen oder – halbnackt – in diesen unsäglichen Jung-Winzerinnen-Kalendern vor. Furchtbar, und auch ein Armutszeugnis im emanzipierten 21. Jahrhundert.
Dabei gibt es wirklich viele positive Beispiele. Weingüter die erfolgreich von Frauen geführt werden, aber auch Frauen die darüber hinaus auch noch für die Vinifizierung selbst zuständig sind. Die Mär, dass Weine von Frauen anders schmecken als die von Männern, ist völliger Blödsinn, wie einschlägige internationale Vergleichstests belegen. Warum auch?
Birgit Braunstein, mit ihrem Weingut in Purbach, ist sicherlich ein Urgestein [ich habe jetzt doch tatsächlich kurz überlegt, ob es ok ist, dass man eine Frau so bezeichnet und mir selbst sofort einen „Facepalm“ dafür gegeben] und ein Aushängeschild als Frau in dieser Branche. Vor 20 Jahren hat sie ihren ersten Wein gemacht und seither ist sie – völlig zu Recht – aus der österreichischen Weinwelt nicht mehr wegzudenken.
Ich habe kürzlich drei verschiedene Weine – zu denen ich auf gänzlich unterschiedliche Weise gekommen bin – von ihr verkosten dürfen:
Über eine Wein & Co Fragebogenaktion habe ich einen EUR 10,- Gutschein bekommen, den ich dann mit einem Abverkauf des Unternehmens für den Erwerb des Oxhoft 2011 um EUR 11,- kombiniert habe. Ein Schnäppchen also. Der Wein war genauso, wie ich es mir von einem Oxhoft aus einem tollen Weinjahr wie 2011 vorgestellt habe. Wuchtig, fruchtig (aber gottseidank keine Limonade) und schön integrierte Tannine und Holz. Der hält noch ewig und ist einfach traumhaft.
Über willhaben.at bin ich auch an eine Flasche „Pinot Noir Reserve 2007“ gekommen. Da waren meine Hoffnungen groß, da ich ja bekanntermaßen eine gewisse Schwäche für diese Rebsorte habe. Die EUR 11,- waren aber nicht so gut investiert, da die Flasche leider leicht fehlerhaft war. Der Wein war weitmaschig und etwas muffig und hat dann leider nicht den Spaß gemacht, den ich mir erhofft hatte.
Der dritte Braunstein Wein, den ich in den letzten Wochen getrunken habe, war ein St. Laurent 2009, der in der Kothmühle offen (!) ausgeschenkt wird. Ich liebe es, wenn Restaurants nicht zögern auch etwas speziellere oder auch gealterte Weine offen auszuschenken (üblicherweise ist die „Offene Weine Liste“ ziemlich austauschbar und langweilig). Der St. Laurent war einfach perfekt. Wunderbar weich, rund, harmonisch. Hat mir extrem gut geschmeckt. Über den Preis kann ich leider nix sagen, denn das hat die Firma übernommen und somit habe ich die rechte Spalte in der Karte bei allen Bestellungen ignoriert.
Fazit: Für Spitzenweine braucht es keine Männerhand. Wer das glaubt, ist ein Depp und sollte sich lieber Volks-Rock’n Roll-Open-Air Konzerte im Olympiastadion in München ansehen. Um ein Zeichen zu setzen, gibt es bei Weinroulette ab sofort eine eigene Kategorie „Winzerinnen“, die ich regelmäßig befüllen werde.
12. September 2016 at 10:30
hallo und lieben gruß aus dem burgenland
ja das kann einmal passieren, dass eine flasche einen fehler hat – gerne würden wir das wieder gutmachen und bei einer verkostung einen sauberen pinot noir ins glas schenken – heute haben wir mit der lese 2016 begonnen und sind damit die nächsten 4 wochen beschäftigt – dann jedoch gerne, schicken sie uns doch einfach eine kurze nachricht damit wir uns zeit nehmen
liebe grüße
weingut birgit.braunstein
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12. September 2016 at 11:51
Lieber her Simak,
vielen Dank für Ihre netten Zeilen. Eine fehlerhafte Flasche kann immer passieren, und hinterlässt – zumindest bei mir – überhaupt keine negativen Gefühle.
Für die Lese wünsche ich Ihnen alles Gute. Das Wetter ist ja gerade ausgezeichnet 🙂
Auf Ihre Einladung komme ich sehr gerne zurück und melde mich, wenn ich das nächste Mal bei Ihnen in der Gegend bin.
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30. November 2016 at 12:11
Ich habe bislang eigentlich immer Glück gehabt bei österreichischen Weinen und wurde weitgehend von Fehlern verschont.
Ganz anders jedoch bei Italienern: von sechs Flaschen eines ab Hof erworbenen Weins eines im Gambero Rosso ausgezeichneten Winzers waren fünf Flaschen fehlerhaft. Ebenso musste ich zwei von sechs Flaschen eines bekannten Gardasee-Weinguts (ebenfalls Gambero Rosso prämiert) entsorgen. Keine gute Werbung für die Tifosi – und umso mehr ein Argument für mich, heimische Weine zu kaufen!
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